Stimmt absolut.
Aber:
Jede(r) hat etwas zu verbergen.
Überall gibt es kleine Geheimnisse, Dinge, die man im Affekt sagt und froh ist, wenn nicht die Falschen sie gehört haben. Dazu hier ein kleiner Versicherungsbetrug, da ein Blaumachen bei der Arbeit, dort eine Beziehung neben der Ehe.
Deswegen haben alle 'etwas zu befürchten'! Alle!
Und niemand weiß, ob nicht im nächsten Moment etwas Selbstverständliches vielleicht strafbar werden könnte:
In einer Demokratie wie den USA werden in einigen Regionen Leute bedroht, die an Darwins Lehren festhalten. Von Gesetzesbrüchen wie Guantanamo mal abgesehen.
Mir selbst ist es so gegangen, daß bei den Friedensdemonstrationen gegen den 1. Golfkrieg von einigen Politikern gesagt wurde, wir Pazifisten würden von Saddam Hussein gesteuert. Völliger Unsinn. Aber zur Zeit in Russland werden Menschen verfolgt, die an solchen friedlichen Demos teilnehmen, und das haben sich bei uns auch schon deutsche Sicherheitspolitiker gewünscht.
Wir wiegen uns hier in Sicherheit, doch kein Land der Welt ist davor gefeit, in eine Krise zu fallen wie die McCarthy-Ära, die Zeit des Extremistenerlasses oder jetzt den angeblichen "Kampf gegen den Terror".
Milliardenverluste weltweit allein schon deswegen, weil der Flugverkehr ständig durch übermäßige und unsinnige Kontrollen behindert wird.
Wenn ich eine Handarbeitsschere oder eine Nagelfeile abgenommen bekomme, damit ich das Flugzeug nicht entführen kann, nehme ich doch einfach eine Duty-Free-Parfumflasche und ein Feuerzeug. Prima Flammenwerfer. Oder eine aufgeschlagene Sektflasche, die ich im Flugzeug bei den Stewardessen erwerbe.
Damit will ich sagen, daß alle Sicherheitsbemühungen ganz offensichtlich (siehe Bagdad, siehe Israel) nicht ausreichend wären.
Aber sie unterdrücken das freie Leben und fordern mitunter zum tätlichen Widerspruch heraus. Also bewirken sie manchmal das Gegenteil, nämlich eine Verschlechterung der Sicherheitslage.
Wir alle sind gefordert, ein Augenmaß zwischen Sicherheit und Freiheit zu wahren.
Ich finde, seit der Kohl-Regierung haben wir dieses Augenmaß mehr und mehr verloren.
Nachtrag: Wenn Herr Schäuble mit seiner Forderung durchkäme, die Unschuldsvermutung aufzuheben, wäre es noch schlimmer: Stell Dir vor, Du bummelst als Single durch ein Kaufhaus. Eine kurze Zeit später explodiert dort ein Brandsatz. Du bist auf der Kamera des Kaufhauses zu sehen und mußt jetzt dem Staat nachweisen, daß Du die Bombe nicht gelegt hast. Wenn Du das nicht kannst, wirst Du eingesperrt. Bisher mußte ein darauf geschulter Polizei-Apparat mit vielen Spezialisten einen Schuldnachweis führen.
Wäre es so, wie Herr Schäuble will, wärest Du dagegen bei dem Unschuldsnachweis ganz alleine. Und zwar möglicherweise noch hinter Gittern. Ohne was zu verbergen...